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Johannes, ich habe Euer können schon vor fast 10 Jahren das erste Mal genutzt. Damals wart Ihr noch einer von ganz, ganz wenigen die sich mit dem UX Thema beschäftigt haben. Damals gefiel mir schon Euer Ansatz die Shops nach einem genauen Schema zu analysieren. Heute verfügt Ihr über mehr als 10 Jahre Erfahrung in der Optimierung des Online Einkaufserlebnisses. Was hat sich denn ich den letzten Jahren am meisten Verändert?
Vor 10 Jahren haben wir die pragmatische Usability in Online-Shops getestet und darauf geachtet, dass Shops überhaupt für User verständlich sind und funktionieren. Heute ist die hedonische Qualität gefragt und damit ist das echte Einkaufserlebnis gefragt. Shopbetreiber müssen raus aus der Belanglosigkeit und für User wirklich begehrlich werden. Die Optimierungen sind keine low hanging fruits mehr, weil es ans eingemachte Geht. Was ist die Besonderheit deines Shops und wie kann man die für den User spürbar machen? Eine echte Herausforderung!
Es gibt ja immer noch Unternehmen die glauben einen Primus der jeweiligen Branche zu kopieren sei die beste Strategie um dem Kunden ein gutes Einkaufserlebnis und für den Händler eine maximale Conversionrate zu erhalten. Was entgegnest Du solchen Kunden?
Leider wird e-Commerce immer noch sehr naiv betrachtet. Wir sind hierzulande offensichtlich keine e-Commerce Pioniere, keine Visionäre und schon häufig auch keine guten Unternehmer. Zu oft haben wir schon strategische Irrläufer beraten, die gedacht haben, dass copy&paste der richtige Weg ist. Jeder Shop braucht eine echte Daseinsberechtigung, das fordern nicht nur User sondern auch die Lieferanten. Wer keine Wertschöpfung betreibt, nur Produkte listet und bei Idealo platziert, hat keine Daseinsberechtigung und wird echte Schwierigkeiten bekommen. Das haben viele Shopbetreiber schon gemerkt.
Und wenn dann Shops wie z.B. http://www.pearl.de angeführt werden? Jedem wird auf den ersten Blick klar, das ist nicht modern, nicht übersichtlich, nicht…. aber der Shop verkauft seine Produkte wie warme Semmeln. Zählt am Ende doch nur und einzig der Preis der Produkte?
Pearl ist tatsächlich ein Kunde von uns und ein faszinierender noch dazu. Sortiment, Preisstrategie und Shopdesign passen authentisch zusammen. Vielleicht kennt noch jemand den Pearl Katalog aus hauchdünnem Papier. Hochglanz hätte hier beim Shop nicht gepasst und eben auch nicht im Shop. Design und Usability sind ein Teil der Marke – das passt perfekt bei Pearl.
Kannst Du meinen Lesern einmal 3 Tipps geben die fast jeder zur Optimierung in seinem Shop anwenden kann?
Eigentlich muss sich jeder nur 3 Fragen stellen:
Wer ist mein Kunde?
Was will mein Kunde?
Was kann ich ihm bieten – wie mach ich meine Kompetenz spürbar?
Zu guter Letzt noch eine Frage in eigener Sache aus dem Berateralltag
😉 Ihr bietet bei Shoplupe auch Workshops wie den: Feature Poker an.
Ein Tool welches auch ich gern nutze das dem Planning Poker aus dem agilen Scrum-Umfeld entliehen ist. Dies Fordert die Shopbetreiber auf sich intensiv mit Ihren Wünschen für den eigenen Online Shop auseinander setzten. In Verbindung mit agilen Projekten verspricht das zwar das beste Ergebnis für das jeweilige Geld oder Zeitbudget jedoch bindet es die Verantwortlichen auch sehr in diesen Prozess mit ein. Ich habe die Erfahrung gemacht das genau dort viele Auftraggeber sich erst der Aufgabe einen Shop kreieren zu müssen der den Kundenanforderungen gerecht wird, klar werden. Wie überzeugt Ihr hier die Kunden sich auf den Prozess des Spieles einzulassen?
Wir haben selten Kunden, die keine Ideen haben. Es gibt einfach viele Ideen, viele Seiten die nachbebaut werden sollen, viele Features, die vermeintlich wichtig sind. Es ist interessant zu sehen wie genau diese Ideen durchleuchtet werden, wenn die Workshopteilnehmer selbst „zahlen“ müssen. Plötzlich werden Dinge zurück gestellt und es kommt die Frage auf „Was braucht der Kunde wirklich“. Letztendlich will der Auftraggeber nur beauftragen und zahlen was sinnvoll ist, daher ist der Workshop tatsächlich gar nicht so schwer zu argumentieren.
Vielen Dank Johannes für den spannenden Einblick in das Wissen eines echten UX-Experten.
Dietmar Hölscher fürte das Interview mit Johannes Altmann dem Gründer der Shoplupe GmbH.
Johannes Altmann war Produktmanager bei einem Markenartikelhersteller bevor er 2001 in die Internetbranche wechselte. Zunächst baute er als Produktmanager einen der ersten Preisvergleiche für das Verlagshaus Gruner+Jahr. Das Geschäftsmodell des comparativen shoppings entwickelte er für CHIP.de, connect.de und computerbild.de weiter und machte sich so einen Namen in der Verlagsbranche. 2005 war er für Holtzbrinck eLab tätig, um neue e-Commerce-Geschäftsmodelle zu entwickeln. Zugleich entwickelte er für Quelle.de die Vertriebsplattform zur Anbindung von Kooperationpartnern. 2003 startete er auch die Idee Shoplupe als Beratungsunternehmen für Online-Shops. Die Shoplupe GmbH ist heute eines der bekanntesten Beratungsunternehmen für Shop Usability und hat sich 2014 als erster e-Commerce Dienstleister auf Shop Usability Branding spezialisiert. Seit 2008 verleiht Johannes Altmann jährlich den Shop Usability Award – eine der begehrlichsten e-Commerce Auszeichnungen Deutschlands.
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