Das Ende vom real,- Marktplatz

8. September 2017

Ich habe bereits im Januar in meinem Artikel die schlechte Zukunft von real.de als Marktplatz prognostiziert.

Jetzt, über ein halbes Jahr später und kurz vor der dmexco, eröffnete nach langem Umbau ein neuer real,- Markt in meiner Stadt. Das brandneue Konzept und die Strategie der Metro wurde hier bereits umgesetzt. Das ist doch Anlass genug, sich wieder mal mit dem Marktplatzkonzept zu beschäftigen.

Denn meiner Meinung nach ist real,- als Marktplatz bereits tot, weiß es nur noch nicht 😉

Marktplätze bzw. besser Plattformen sind überaus wichtig für einen stabilen Markt, solange sie eine gewisse Reichweite erzielen können. In Deutschland funktioniert hier momentan allerdings nur amazon so richtig. Ebay, rakuten und auch real,- fristen ein Dasein am Rande des Kommerz.

Natürlich gibt es für jeden dieser Marktplätze eine Nische und einige Händler verkaufen dort auch ganz gut. Aber das ist leider bereits jetzt zeitlich begrenzt.

Am Beispiel von real,- will ich einmal ein paar Aspekte aufzeigen, die unweigerlich zum Ende führen werden.

1. Die Marke real,- positioniert sich als Alleskönner im niedrigen Preissegment. Auch der Relaunch der Marke mit dem Charme der Siebziger änderte dies nicht. Dadurch werden viele Segmente, die für einen Marktplatz wichtig sind, ausgeschlossen. Zum Beispiel gehören hochwertige Uhren, Kleidung oder Elektronikgeräte hier nicht zu den erwarteten Produkten. Das schränkt die mögliche Reichweite erheblich ein.

2. Ein Marktplatz braucht ein möglichst breites Sortiment, damit er funktioniert. Der Slogan „einmal hin, alles drin“ könnte dies auch bei real,- vermuten lassen. Anders als zum Beispiel bei Edeka als innovativem Vertreter des LEH oder amazon, wo bereits Autos verkauft wurden, ist dies bei real,- aber schon gedanklich ausgeschlossen. Eine echte Breite kann es also nicht geben. real,- ist aufgrund verschiedener Fleischskandale auch nicht dazu geeignet, im Bereich BIO zu punkten.

3. Da Lebensmittel nicht zur Kernkompetenz von real,- gehören, bleiben nur noch die vielen günstigen Waren. Diese werden aber in China wesentlich günstiger und immer häufiger auch in besserer Qualität hergestellt. Deutsche Händler werden mit ihren Importen und einfachem Co. Branding hier nicht dauerhaft überleben können. Schon heute verkaufen die Chinesen über amazon sehr erfolgreich Produkte für wenige Pfennige.

4. real,- ist nicht so dominant und aggressiv wie amazon und wird sich daher nicht am Markt gegen amazon durchsetzten können.

5. real,- ist kein reiner Marktplatzbetreiber, sondern selber ein recht erfolgreicher Händler. Was geschieht nun mit den Daten, die von die neuen Marktplatzteilnehmer gesammelt werden? Glaubt jemand im ernst, dass die Einkäufer von real,- sich nicht selber auf die Renner der Marktplatzteilnehmer stürzen werden? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein findiger Metro-Manager diese Idee klammheimlich verwirklicht.

Marktplatzteilnehmer sind bei real.de also nur Steigbügelhalter für den Metro-Konzern.

Fazit: Als Händler solltest Du, wenn es ohne großes Invest (Zeit & Geld) möglich ist, eventuell auf real.de verkaufen, solange es den Marktplatz noch gibt.

Du solltest Dir aber auf jeden Fall eine Zukunftsstrategie überlegen, mit der Du auch ohne den ein oder anderen Marktplatz überleben kannst.
Wie wäre es zum Beispiel damit, Saisonware oder Restposten bei ebay anzubieten?